Malta verteidigt “wissenschaftliche” Vogelfangsaison

Malta wehrt sich gegen das EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen Vogeljagd und illegaler Fallenstellerei. Die Europäische Kommission hat vor kurzem ihre Position zu Maltas Ausnahmeregelung für den Finkenfang bekräftigt und klargestellt, dass Malta keine Rechtfertigung dafür hat. Sie machte auch deutlich, dass rechtliche Schritte eingeleitet wurden, weil  Malta sich im Rahmen des Beitrittsvertrages zur EU dazu verpflichtet habe, die Fallenjagd innerhalb von fünf Jahren nach dem Beitritt auslaufen zu lassen.

Nach Angaben der Times of Malta hat Maltas Regierung Brüssel mitgeteilt, dass es Fallenstellern weiterhin erlauben will, geschützte Singvögel zu fangen, da dies dazu beitrage wissenschaftliche Daten über die Migration der Arten zu sammeln.

Maltas Vogelfang-Praxis durch EUGH verboten

Noch 2018 hatte der Europäische Gerichtshof die langjährige Praxis in Malta, geschützte Singvögel zu fangen, verboten. Das Luxemburger Gericht hatte erklärt, dass Malta durch die Erlaubnis des Lebendfangs von sieben geschützten Wildfinkenarten seine Schutzverpflichtungen gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie nicht erfüllt habe. Dennoch eröffnete die Regierung im vergangenen Jahr unter dem Deckmantel einer wissenschaftlichen Studie eine Fangsaison, um Vögel zu beringen und wieder freizulassen.  Die “Studie”, die von Jägern und Fallenstellern durchgeführt wurde, wurde von Naturschützern als Alibi-Argumentation beschrieben, um das Verbot der Europäischen Union zu umgehen.

Malta: Fallenstellen als Ausnahme weiterhin erlaubt

Nach Angaben der Times of Malta hat die maltesische Regierung der Europäische Kommission mitgeteilt, daß auch in diesem Jahr das Fallenstellen zu Forschungszwecken erlaubt werde. Nach Ansicht der Regierung stelle das EuGH-Urteil  kein vollständiges Verbot des Lebendfangs von Singvögeln dar. Der EuGH hätte sich unter anderem deshalb gegen die Zulassung des Finkenfangs ausgesprochen, weil vor Ort keine Daten gesammelt werden, die belegen, woher die gefangenen Vögel kommen. Der Mangel an wissenschaftlichen Daten mache es den europäischen Behörden unmöglich, die Auswirkungen des maltesischen Fallenfangs auf bestimmte Singvogelpopulationen zu beurteilen.

Die EU Bestimmungen würden aber Ausnahmen zur Durchführung von “Forschungen” an den sieben Finkenarten, die traditionell auf der Insel gefangen werden, erlauben. Nur diejenigen, die eine schriftliche Prüfung bestehen, können eine spezielle Lizenz für die Teilnahme an der Studie beantragen, teilte Malta Brüssel mit. Damit dürfte die EU Ihr Vertragsverletzungsverfahren wohl aufrecht erhalten.

Frühjahrsjagdsaison wird im März eröffnet

Es wird erwartet, dass die Frühjahrsjagdsaison trotz neuer restriktiver Maßnahmen, die die Ausbreitung des Coronavirus begrenzen sollen, noch in dieser Woche eröffnet wird.

Ein Beratungsgremium der Regierung für die Jagd, das sogenannte Ornis-Komitee, soll am Mittwoch zusammentreten, um über die Eröffnung einer Frühjahrsjagdsaison für Wachteln zu beraten. Tatsächlich hat der Jagdverband, FKNK, seine Mitglieder bereits aufgefordert, eine Sondergenehmigung für die Jagd in einer Saison zu beantragen, die voraussichtlich Ende dieses Monats eröffnet wird. Der FKNK hat seine Mitglieder auch darüber informiert, dass er plant, Vorschläge im Zusammenhang mit der Jagdsaison zu unterbreiten.

Als die Regierung im vergangenen Jahr die Frühjahrsjagdsaison eröffnete, war sie als die schlimmste jemals für illegale Wilderei von geschützten Arten bezeichnet worden. Nach Angaben von BirdLife war die Zahl der geschossenen geschützten Arten in der Saison 2020 mehr als dreimal so hoch war wie in den Vorjahren.

https://timesofmalta.com/articles/view/malta-defends-scientific-bird-trapping-season.858142

https://birdlifemalta.org/2021/03/european-commission-claims-malta-has-no-justification-for-trapping-derogations/

https://timesofmalta.com/articles/view/spring-hunting-season-set-to-open-on-march-30-despite-covid-measures.858139

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