Kirche, Land und Geld in Gozo – Malta

Das Land ist knapp und begehrt und der Immobilienboom in Gozo und Malta ist ungebrochen.  Wer Land besitzt oder Land für Bauprojekte erlangen kann, hat kein Problem Investoren zu finden. Dies weckt Begehrlichkeiten und macht flexibel. Selbst jahrhundertalte Ansprüche bieten Anlass für Klagen und Gerichtsprozesse.  Ein in Gozo besonderer Fall zeigt, welche Rolle die Kirch hierbei immer noch spielt.

Die Besitztümer der Cosmana Navarra

Seit 1675 gehörten große Teile von Qala und angeblich auch von Nadur zum Giuspatronato von Sant Antonio delli Navarra – einer Art Stiftung für die Ländereien der Adeligen Cosmana Cumbo Navarra.

1675 übertrug Cosmana Navarra die Kontrolle über ihre Ländereien an die Abbazia Stiftung und erteilte dem Erzbischof die Befugnis, einen Rektor zu ernennen, der die Ländereien zugunsten der Stiftung verwaltet. Der Rektor sollte ein männlicher Nachkomme von Cosmanas Neffen Federico oder, in dessen Abwesenheit, ein Priester sein. Im Jahr 1992 forderte ein gewisser Richard Stagno Navarra – der behauptete, ein Nachkomme von Cosmana Navarra zu sein – das Recht, Rektor der Abbazia zu werden. Die erzbischöfliche Kurie wehrte sich zunächst gegen diese Ansprüche und erwirkte 2013 ein Gerichtsurteil, das das Recht des Erzbischofs auf die Ernennung des Rektors bestätigte.

Das so genannte “jus patronatus” ist ein Patronatsrecht im römisch-katholischen Kirchenrecht, bei dem einem Patron im Zusammenhang mit einer Schenkung von Grundstücken, der “Pfründe”, eine Reihe von Rechten und Pflichten übertragen wird. Dieses Patronatsrecht unterliegt sowohl der kirchlichen Gesetzgebung und Rechtsprechung als auch den zivilrechtlichen Vorschriften über das Eigentum an Grund und Boden.

Seit dem 17. Jahrhundert musste die Stiftung von den männlichen Erben der Familie Stagno Navarra und vor allem von einem vom maltesischen Erzbischof ernannten “Rektor” oder Kleriker verwaltet werden. Hier hat das Drama, das sich heute auf Gozo abspielt, seinen Ursprung.

200.000 Euro um Rektor zu werden

Die Dinge spitzten sich 1989 mit dem Tod des Priesters Francesco Saverio Bianco, des “Rektors” der Pfründe, der die Ländereien verwaltete, zu. Nach seinem Tod meldete sich Richard Stagno Navarra von St. Julian’s – der behauptete, der rechtmäßige Eigentümer zu sein, wie es in der Cumbo-Navarra-Linie festgelegt ist – und forderte, dass der Erzbischof ihn zum “Rektor” der Stiftung ernennt.

Erzbischof Joseph Mercieca lehnte den Antrag ab und bestand darauf, dass diese Funktion nach den strengen Regeln der Stiftung von einem Kleriker ausgeübt werden müsse. Unbeirrt ignorierte Stagno Navarra das Dekret des Erzbischofs und übertrug 1992 ein 126.000 Quadratmeter großes Grundstück, das als “tal-Vardati” bekannt ist, an das Unternehmen Berracimp Properties und dessen Anteilseigner Jimp Ltd. mit einer 150-jährigen Erbpacht für nur 500 Lire pro Jahr.

Berracimp hatte damals drei Eigentümer: den verstorbenen Gozo-Geschäftsmann Joseph Vella, den Rechtsanwalt Carmelo Galea, der damals Rechtsberater des Bischofs von Gozo war und noch immer in der aktuellen Grundstücksaffäre aktiv ist, und den damaligen Richter Dennis Montebello (heute Richter im Ruhestand). Montebello ist immer noch Aktionär des Unternehmens.

Gozitaner in Angst, ihre Häuser zu verlieren

2017 akzeptierte Erzbischof Charles Scicluna – sehr zum Ärger der betroffenen Bewohner und Landwirte – die Abstammungsansprüche der Stagno Navarras, ohne die Ansprüche der Erben zu überprüfen, und ernannte den von ihnen gewählten Rektor, den Rechtsanwalt Patrick Valentino, zufällig der Lebensgefährte von Montebellos Tochter und Richterin Rachel. Die Ernennung von Valentino erfolgte gegen die Zahlung von 200.000 €, die für “fromme Handlungen” verwendet werden sollen für die Ruhe der Seele von Cosmana Navarra.

Als Rektor machte sich Valentino sofort daran, den Grundbesitz der Abbazia an die Firma Carravan zu übertragen, die die Ländereien verwaltet. Heute macht Carravan den Hauseigentümern in Qala und Nadur ihre Eigentumsrechte streitig, und die Bewohner kämpfen in teuren Gerichtsverfahren gegen ihre Ansprüche.

Durch die gerichtliche Bekanntmachung wurden diese Registrierungen eingefroren, so dass die Verfahren vorerst zum Stillstand gekommen sind und Carravan das Land nicht mehr zur Erschließung freigeben kann, wie es in Qala der Fall war.

Baumboom in Malta und Gozo

Einige Cowboys denken, Gozo gehöre ihnen

15%iger Anstieg der Baugenehmigungen für neue Wohnungen auf Gozo

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/120511/gozo_abbazia_bid_to_claw_back_nadur_lands

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/100912/why_gozitans_are_scared_of_losing_their_homes_to_a_17th_century_fiefdom

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