Widerstand gegen neue Immobilien in Gozo wird größer

In Xagħra gibt es mehr Baukräne als in Sliema

Gozo gilt in vielen Reiseführern immer noch als der viel zitierte ‘Geheimtipp’ im Mittelmeer. Die kleine Schwester der Hauptinsel  Malta versprühe Gelassenheit, Ruhe und  Idylle, die man im hektischen Malta sonst selten findet. Damit das auch so bleibt, regt sich Widerstand gegen die in den letzen Jahren massiv gestiegenen Bau-Tätigkeiten in Gozo. Die Anzahl der genehmigten neuen Wohnungen in Gozo hat sich innerhalb von fünf Jahren versechsfacht. Aus 281 neuen Immobilien Entwicklungen im Jahr 2015 sind  1754 im Jahr 2019 geworden, wobei Qala den höchsten Zuwachs von 229 neuen Immobilien in einem Jahr verzeichnete.

Die einst beschaulichen Dörfer San Lawrenz, Għarb und Għasri verzeichnen mittlerweile den höchsten durchschnittlichen Preisanstieg bei Immobilienangeboten in Malta. Allein in Xagħra gebe es mehr Baukräne als man in Sliema (Malta) sehen würde. Anfang 2020 hatte hier ein Genehmigungsantrag für eine 5-stöckige Bebauung mit 16 Wohnungen, 4 Penthäusern und vier Pools auf dem Dach für heftige Proteste bei den Anwohner gesorgt.

Alle Orte, außer Għasri, verzeichnen einen Anstieg der Entwicklung neuer Wohnungen. In San Lawrenz, wo 2015 keine neuen Wohnungen gebaut wurden, gab es fünf Jahre später 28 neue Wohnungen, hauptsächlich Maisonetten und Reihenhäuser.

In ähnlicher Weise wurden in Fontana im Jahr 2015 nur zwei Reihenhäuser zu den bestehenden Wohnungen hinzugefügt.  2019 gab es schon 33 neue Entwicklungen. Auch in Rabat und Sannat gab es einen deutlichen Anstieg in dieser Hinsicht. In der Hauptstadt Gozos stieg die Zahl der Neubauten von 30 auf 263 (2015 bzw. 2019), in Sannat von 16 auf 190.

Bürgermeister Gozos wollen mehr Mitsprache

In einem seltenen Fall von Einigkeit hatten sich Bürgermeister beider politischer Parteien vor vier Monaten zusammen geschlossen, um vor der unverantwortlichen Entwicklung zu warnen, die ihrer Meinung nach Gozo ruiniere. Aber ihre Warnung ist bisher auf taube Ohren gestoßen.

Die Planungsbehörde (PA) habe die Bitte aller Bürgermeister von Gozo um ein Treffen wegen der Besorgnis, dass die Insel durch Bauarbeiten ruiniert wird ignoriert. Der Präsident des Regionalrats von Gozo, Samuel Azzopardi, bezeichnete die Unterlassung der PA als “schändlich”.

Die Bürgermeister wollen ein effektiveres Mitspracherecht bei der Genehmigung  Ausarbeitung von Richtlinien, die die einzigartigen Realitäten von Gozos Dorfkernen, Stadtzentren, Qualität und Lebensart widerspiegeln.

Wie die Dinge jedoch stehen, säßen sie im Vorstand der PA – “isoliert und allein” – und werden nur dazu benutzt, den Prozess zu validieren, beklagte Azzopardi nach Angaben der Times of Malta. Gemeinsam mit dem nationalen Verband der Kommunalverwaltungen schlägt die Region außerdem vor, dass ihre Räte mehr Macht haben sollten, insbesondere bei Großprojekten.

In Nadur erreichte eine eingereichte Planung zum Bau von 72 Appartments fast 1000 Gegenstimmen:

https://timesofmalta.com/articles/view/united-gozo-mayors-ignored-over-fears-about-construction.853436

https://timesofmalta.com/articles/view/yet-another-overpowering-development-in-gozo-village.787526

https://timesofmalta.com/articles/view/approvals-for-new-dwellings-in-gozo-increase-sixfold.822328

One thought on “Widerstand gegen neue Immobilien in Gozo wird größer

  1. Und keiner fragt womit der Bauboom inmitten der Weltwirtschaftskrise eigentlich so finanziert wird, zumal schon jetzt zahlreiche dieser in den vergangenen Jahren schnell hochgezogenen Bauten beinahe ewig leerstehen ;o) Antworten darauf findet man vielleicht auch im Süditalien der 70er, 80er und 90er bis in unsere Tage hinein, auch wenn die Gelder in Malta nicht aus den identischen Quellen wie in Süditalien stammen. In Deutschland gibt es übrigens ähnliche Praktiken, fällt dort aber weniger auf, weil solche Bauten dort keine sofort ins Auge springenden Cluster bilden. In mancher teuren Wohngegend Deutschlands brennt an Winterabenden wochenlang kaum ein Licht: Wer wohnt da ?!

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